Ich beginne mit einem Zitat unseres Trainers Adi Hütter:
"Wir haben den Sieg am Anfang verspielt."
So kann man das auch sehen. Er hat sogar irgendwie recht. In den ersten gut 80 Minuten hat man den Sieg verspielt.
Wobei man natürlich sagen kann, dass ein Spiel womöglich ganz anders läuft, wenn man die beiden frühen Tore nicht kassiert.
Man selbst ist nicht so verunsichert. außerdem hat der Gegner weniger Sicherheit und kommt nicht in die Situation, wo plötzlich alles wie von selbst läuft und auf der anderen Seite läuft gar nichts. Dann kann man vielleicht irgendwann selbst das erste Tor schießen, bekommt selbst die nötige Sicherheit und gewinnt vielleicht.
Aber gestern hatten wir ja keine Phase, in der wir die wirklich bessere Mannschaft waren. Selbst in der zweiten Halbzeit, als wir etwas mehr vom Spiel hatten, waren die Gladbacher immer gefährlicher als wir. Allenfalls mit der Leistung der letzten 10 Minuten hätten wir einen Sieg ansatzweise verdient gehabt. Aber in 10 von 95 Minuten eine ansprechende Leistung zu bringen ist einfach zu wenig.
Vor allem kann es nicht sein, dass die Mannschaft in fast jedem Spiel die erste Viertelstunde verpennt. Außerdem ist unsere Abwehr der totale Hühnerhaufen, um Klassen schlechter als in den letzten Jahren. Und nach vorne geht auch kaum was. Und das liegt nicht einmal wirklich am zu dünn besetzten Sturm, sondern vor allem daran, dass aus dem Mittelfeld wenig bis gar nichts nach vorne kommt. Da stimmt leider so gut wie gar nichts mehr. In den letzten Jahren hatten wir auf dem Papier vielleicht einen nicht ganz so starken Kader. Der Plan war wohl, die Mannschaft etwas spielstärker zu machen und nicht nur von diesem unglaublich kraftraubenden Kampfspiel zu leben, durch das uns am Ende der letzten Saison die Puste ausgegangen ist. Leider ist das völlig in die Hose gegangen. Quasi seit Saisonbeginn fehlt uns, bis auf wenige Ausnahmen, die mannschaftliche Geschlossenheit. Die Kampfkraft, der absolute Wille, die Leidenschaft. In den letzten Jahren hörte man oft den Satz "Mentalität geht vor Qualität" und genau dieser Satz fliegt uns jetzt leider um die Ohren.
Die gestrige Niederlage war die vierte Ligapleite in Serie. Natürlich kann man sagen, dass da drei Spiele gegen CL-Kandidaten dabei waren und nur die Niederlage gegen die Eisernen aus Berlin wirklich unerwartet kam. Man kann auch sagen, dass nach dem Spiel in München dann die machbaren Gegner kommen. Aber in Leverkusen war das Spiel schon nach 14 Minuten entschieden, gestern sogar noch früher. Außerdem ist das Selbstbewusstsein nach einer nicht unwahrscheinlichen (hohen) Niederlage dann eh schon wieder im Keller. Unstrittig ist sicher auch, dass unsere Jungs ganz besonders unter den Geisterspielen leiden. Die brauchen einfach die Power von den Rängen, die müssen nach vorne gepeitscht werden.
Gestern haben wir gespielt wie ein Absteiger! Ich habe Angst!
Nachtrag:
Dass Hinti unser Spiel gestern offenbar noch als "richtig gut" bezeichnet hat, erschüttert mich fast noch mehr als die gestrige "Leistung".